Schüler aus Guttstadt entdecken Franken 2012

Guttstadt/Bayreuth/Feuchtwangen. Wieder einmal waren Schüler und Lehrer des Johannes-PaulII.-Gymnasiums in Guttstadt der Einladung der LOW Bayern und ihrer BJO-Jugendgruppe gefolgt: wer Deutsch als erste Fremdsprache gewählt hatte, durfte vom 15. bis 22. Juni 2012 dieses Mal den nördlichen Teil des schönen Freistaates Bayern bereisen – das bayerische Sozialministerium half dabei, es möglich zu machen! Übernachtet wurde in den Jugendherbergen in Bayreuth und Feuchtwangen, von dort aus unternahm man jeweils Tagesausflüge.

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Abends vor der Jugendherberge in Bayreuth: v.l.n.r. Katarzyna Młodarska, Direktorin des JohannesPaul-II.-Gymnasiums in Guttstadt; Rainer Claaßen, stellvertretender Landesvorsitzender der LOW Bayern; Jarosław Kowalski, Lehrer für Deutsch und Geschichte in Guttstadt; Friedrich-Wilhelm Böld, Landesvorsitzender der LOW Bayern; Alexander Bauknecht, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Allenstein; Pia Lingner-Böld, Landesschriftführerin der LOW Bayern inmitten der von der langen Reise sichtlich ermüdeten Schülerschar (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Am Abend der Ankunft wurden die ermländischen Reisenden vom Landesvorsitzenden Friedrich-Wilhelm Böld, seiner Frau Pia und seinem Stellvertreter Rainer Claaßen persönlich begrüßt. Am folgenden Tag fuhr man gemeinsam nach Hof, wo der stellvertretende Landes- und oberfränkische Bezirksvorsitzende Christian Joachim die Gäste ebenfalls willkommen hieß und anschließend mit ihnen die neue Ausstellung „Flüchtlinge und Vertriebene in Hof“ besuchte.

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Stadtmuseum Hof: Dieter Busch (li.) erläutert die Ausstellung; aufmerksame Zuhörer: Schüler, stellv. Landesvorsitzender Christian Joachim, Schuldirektorin Katarzyna Młodarska (Foto: Rainer Claaßen)

Nach dem Mittagessen ging es weiter zum Fernwehpark; der Gründer des Parks, Klaus Beer aus Hof, erläuterte sehr anschaulich, wie er auf die Idee gekommen war, eine Dauerausstellung origineller Orts- und Hinweisschilder einzurichten. Er bat auch dringlich darum, ihm bei Gelegenheit ein Ortsschild von Guttstadt mitzubringen, um es hier anbringen zu können.

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Kuriose Ortstafeln bilden den Eingang zum Fernwehpark – und laden ein zum Lachen, Staunen und Nachdenken! (Foto: Rainer Claaßen)

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Journalist, Filmemacher und Buchautor: Fernwehpark-Gründer Klaus Beer (Mitte) erklärt Schülern und Betreuern das Konzept des Parks, das vor seinem geistigen Auge auf vielen Reisen durch alle fünf Kontinente entstanden ist und das er erfolgreich umsetzen konnte (Foto: Rainer Claaßen)

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Fremdes und Bekanntes liegen im Fernweh-Park dicht nebeneinander! (Foto: Rainer Claaßen)

Am Nachmittag wurde das „Porzellanikon“ in Selb besucht. Diese frühere Fabrikationsstätte der Firma Rosenthal ist nicht nur in allen Einzelheiten wiederhergestellt, sondern es befinden sich auf verschiedenen Etagen im Fabrikationsgebäude auch beeindruckende Ausstellungen von Porzellan und Keramik aller Art bis hin zu höchstvollendeten Kunstwerken!

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Feine Porzellanfiguren im Selber Porzellanikon (Foto: Rainer Claaßen)

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Perfekte Gedecke für den herrschaftlichen Haushalt (Foto: Rainer Claaßen)

Natürlich konnte in den zweieinhalb Stunden, die zur Verfügung standen, nur ein Bruchteil der insgesamt etwa 8.000 Quadratmeter Museumsfläche besichtigt werden.

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Porzellankunstwerke in höchster Perfektion (Foto: Rainer Claaßen)

 

 

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„Watt is’ en Dampfmaschin’? Da stelle mer uns janz dumm, un da sage mer so«“ (Foto: R. Claaßen)

Ein Besuch des Grenzmuseums in Mödlareuth brachte Schülern und Lehrern das frühere „DDR“- Grenzregime nahe. Wer heute 13, 14 oder 15 Jahre alt ist, kennt nichts anderes als die Freiheit und kann sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es war, als die von den Kommunisten errichtete Mauer nicht nur Berlin, sondern auch ein winziges Dorf bei Hof in zwei Welten teilte!

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Hinweistafel aus der Zeit der Teilung im bayerischen Teil von Mödlareuth (Foto: Rainer Claaßen)

Familien waren jahrzehntelang getrennt, die Dorfgemeinschaft zerschnitten, und jeder Versuch, diesen absurden Zustand zu überwinden, wurde vom kommunistischen Staat mit der Schußwaffe zunichte gemacht. Für diejenigen, die es nicht mehr selbst erlebt haben, unvorstellbar, daß diese unmenschliche Groteske noch bis vor 23 Jahren bittere Realität war, mit der sich in der alten Bundesrepublik nicht wenige, sich für „fortschrittlich“ haltende Bürger arrangiert hatten! Noch im September 1989 sagte z. B. der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder: „Die Wiedervereinigung ist eine Lebenslüge!“ Zwei Monate später öffneten sich die Grenzen«

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Eingang zum Grenzmuseum (Foto: Rainer Claaßen)

Sehr anschaulich schilderte Museumsführerin Sieglinde Waschke den steten Ausbau der Grenzanlagen, dessen Höhepunkt in den siebziger Jahren mit der Splittermine SM-70 erreicht war. Erst nach dem Ende der sozialliberalen Koalition in Bonn wurden auf Druck des bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß diese sozialistischen Tötungsmaschinen restlos demontiert.

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Alexander und Jarek demonstrieren, wie eine Hundelaufanlage im Grenzgebiet funktioniert; rechts: Museumsführerin Sieglinde Waschke (Foto: Rainer Claaßen)

Ein Besuch der Egerquelle, der Luisenburg und des nahegelegenen Felsenlabyrinths rundete den Tag ab. Anderentags ging es nach Bamberg, wo die LOW-Kreisvorsitzende Rosemarie Pezzei in Begleitung der polnischsprachigen Stadtführerin Ewa Herber die Gruppe willkommen hieß.

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Altstadtführung in Bamberg mit Stadtführerin Ewa Herber (Foto: Mariusz Kołodziejek)

 

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PD Dr. Christian Lange, Vertreter der Stadt Bamberg (li.), begrüßt Lehrer und Schüler im Stadtschloß Geyerswörth; in der Mitte am hinteren Tisch: die Bamberger LOW-Kreisgruppenvorsitzende Rosemarie Pezzei (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Nach einem Zusammentreffen mit Stadtrat PD Dr. Christian Lange im Schloß Geyerswörth ging es weiter nach Memmelsdorf mit seinem beeindruckenden Barockschloß.

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Ein Teil der Gruppe vor dem Barockschloß in Memmelsdorf (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Am folgenden Tag verließen unsere Gäste Bayreuth, um zunächst die Nürnberger Altstadt und hernach das Kulturzentrum Ostpreußen zu besuchen. Eine sehr detaillierte Führung wurde durch den Museumsnovizen Alexander Haensel vorgenommen; besonders bemerkenswert fanden die Schüler die derzeitige Fotoausstellung ihres Guttstädter Landsmannes Andrzej Waszczuk mit dem Titel „Das Ermland – ein Vogelparadies“ sowie das in Ellingen ausgestellte Modell des nahe Guttstadt gelegenen Dorfes Wolfsdorf (Wilczkowo). Aber auch das Bernsteinkabinett faszinierte die Jugendlichen nicht weniger als ihre Betreuer!

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Ortsmodell von Wolfsdorf, den Schülern besser bekannt unter dem polnischen Namen „Wilczkowo“

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Bernsteinkabinett (Fotos: Mariusz Kołodziejek)

Nachdem die vom Direktor des Kulturzentrums, Wolfgang Freyberg, servierten Kekse und Getränke verzehrt waren, brach man auf, um rechtzeitig zum Abendessen die Jugendherberge Feuchtwangen zu erreichen – Käfer voraus, Bus hinterher!

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Nicht der berühmte „Teufel aus der Schachtel“, sondern Alexander und Kaschja aus dem Faltdachkäfer im Übermut der „Wilden Sechziger Jahre“ (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Am nächsten Vormittag ging es zunächst nach Dinkelsbühl, wo Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer sich die Zeit nahm, den Jugendlichen zunächst die Geschichte seiner Stadt kurz zu erläutern, und ihnen anschließend gekonnt vermittelte, mit welchen administrativen Maßnahmen eine solche historische Stadt heutzutage nicht nur erhalten, sondern auch effizient verwaltet werden kann.

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Von den Guttstädtern erhielt Dr. Christoph Hammer eine Kostprobe der dort erzeugten Pflaumen in Schokolade, der LOW-Landesvorsitzende F.-W. Böld überreichte dem Dinkelsbühler Oberbürgermeister beim Empfang im Rathaus eine Flasche Danziger Goldwasser (Foto: Rainer Claaßen)

Dr. Hammer verteilte persönlich an alle Schüler eine Broschüre zur Dinkelsbühler Stadtgeschichte, die, wie Lehrer Kowalski bestätigte, aufgrund ihrer klaren und leicht verständlichen Sprache im Deutschunterricht gut verwendet werden kann. Die Guttstädter ihrerseits bedankten sich beim OB mit einer „Schmeckprobe“ aus der heimischen Süßwarenfabrik für den freundlichen Empfang, während LOW-Landesvorsitzender Friedrich-Wilhelm Böld eine Flasche Danziger Goldwasser überreichte.

Nach einem Rundgang durchs Stadtzentrum ging es per Bus weiter ins nahegelegene Schillingsfürst, wo zunächst die Flugvorführung der Falknerei und danach das Schloß besichtigt wurde.

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Flugvorführung der Schillingsfürster Falknerei (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Von Schillingsfürst aus ging es dann über die Landesgrenze ins württembergische Crailsheim, wo das dortige Zentralstellwerk der Deutschen Bahn, der Arbeitsplatz des LOW-Repräsentanten Rainer Claaßen, besichtigt wurde; der hauptberufliche Bahnbeamte ließ es sich nicht nehmen, den Schülern die Abläufe im Stellwerk in polnischer Sprache ohne Hilfe eines Dolmetschers zu erklären.

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Zentralstellwerk Crailsheim: Fahrdienstleiter und LOW-Funktionsträger Rainer Claaßen erklärt den Schülern seine Arbeit in polnischer Sprache (Foto: Mariusz Kołodziejek)

Als besondere Überraschung war auf Bitten von Rainer Claaßen der pensionierte Allensteiner Lokführer Mirosław Gadaliński zum Stellwerk gekommen, der vor kurzem von Allenstein nach Crailsheim umgezogen ist, wo seine Kinder mit ihren Familien schon seit längerer Zeit leben und arbeiten. So ergab sich Gelegenheit zu einem Gedanken- und Erfahrungsaustausch, bevor die Rückfahrt nach Feuchtwangen angetreten wurde, um zum Abendessen in der Jugendherberge zurechtzukommen.

Der nächste Tag war der letzte: gleich nach dem Frühstück fuhr der Bus von Feuchtwangen zunächst nach Rothenburg ob der Tauber, wo eine weitere historische Stadt besucht wurde. Von Rothenburg aus ging es dann am frühen Nachmittag weiter in Bayerns nördlichsten Landkreis (Rhön-Grabfeld), wo im Dorfe Wülfershausen, der jetzigen Heimat der ost- und westpreußischen Eltern Rainer Claassens, im Pfarrhof und im Katholischen Jugendheim die Tische gedeckt waren. Kuchen, Torten, Eis, Kaffee und Limonade harrten des Verzehrs, und Bürgermeister Peter Schön hieß, wie in den vergangenen Jahren schon, die Gäste willkommen; gleichzeitig überreichte er dem LOW-Vertreter einen Betrag in Höhe von 100,- € mit der ausdrücklichen Bitte, diese Spende der Gemeinde Wülfershausen für die Reise im Folgejahr zu verwenden.

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Abschied von Franken: Kaffee und Kuchen im Pfarrhof von Wülfershausen; ganz links: Bürgermeister Peter Schön (Foto: Rainer Claaßen)

Es war schon nach 18 Uhr, als sich der Bus mit den erschöpften Schülern (und den noch erschöpfteren Lehrern und Betreuern!) auf die nächtliche Heimreise in Richtung Ostpreußen machte. „Aber toll war es schon« diese alten Städte« habt ihr gesehen: die Fürstliche Familie in Schillingsfürst wohnt seit 700 Jahren im Schloß« wißt ihr noch, als Bruno ohnmächtig wurde, wie der Ambulanzwagen in 8 Minuten da war« die Ausstellung im Kulturzentrum«“ Das waren Fetzen einer Unterhaltung, wie sie von den Betreuern nach der Abfahrt wahrgenommen wurden; und die Verfasser schließen sich der allgemeinen Auffassung der Schüler an: Franken ist immer eine Reise wert – und dem Freistaat Bayern sei für seine diesbezügliche Unterstützung herzlich gedankt! Alexander Bauknecht / Friedrich-Wilhelm Böld / Rainer Claaßen