Adventsbräuche begeistern die Jugend, Osterode (Ostpr). 2015

Allenstein, Augsburg, Bartenstein, Berlin, Danzig, Diwitten, Guttstadt, Heilsberg, Kiel, Königsberg, Lübeck, Memel, Posen, Rosenau, Schlochau, Stabigotten und sogar Warschau – das waren (unter anderen) die Namen der Heimatorte jener Jugendlichen, die sehr zahlreich zum diesjährigen Jugendadventsseminar in Osterode erschienen waren, das am ersten Adventswochenende stattfand. Schon bei der gegenseitigen Vorstellungsrunde am Donnerstagabend wurde deutlich, daß sich eine sehr interessant gemischte Gruppe zusammengefunden hatte, um die ostpreußischen Adventsbräuche näher kennenzulernen.

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Blick in die Vorstellungsrunde unter den Fahnen der ostdeutschen Provinzen Wie immer war die „Arbeitssprache“ natürlich Deutsch, da diese von allen Teilnehmern mehr oder weniger gemeinsam gesprochen wurde; kleinere Hilfestellung wegen eines lückenhaften Wortschatzes war nur gelegentlich erforderlich und wurde erfreulicherweise von allen gerne gegeben.

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Kalt, aber gemütlich: das Abendessen in der Grillhütte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt

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Während die Tanzgruppe (links) die ersten Schritte übt, ist die Bastelgruppe dabei, Adventsgestecke     und bunte Teller vorzubereiten

Man übte Advents- und Weihnachtslieder sowie klassische Tänze und Volkstänze, ein Theaterstück wurde einstudiert, adventliche Gedichte gelernt, Plätzchen und Kekse gebacken sowie schließlich mit viel Obst und Früchten die Grundlage der Feuerzangenbowle vorbereitet, die als Höhepunkt der Adventsfeier hergestellt und getrunken wurde – nach der Andacht, die in gewohnter Weise vom katholischen Domherrn André Schmeier und seinem evangelischen Amtsbruder, dem Osteroder Pfarrer Wojciech Płoszek, gehalten wurde.

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Die Plätzchen-Gruppe hat – unter Leitung von Magdalena (rechts) – die Hotelküche okkupiert und beginnt nun mit der Herstellung des süßen Backwerks

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Konzentrierte Gesichter: links beim Gedichte-Lernen, rechts beim Obstschälen für die Bowle

 

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Endlich ist es soweit – die Feier kann beginnen!

Begrüßt wurden alle Teilnehmer und Gäste durch den bayerischen Landesvorsitzenden Friedrich-Wilhelm Böld, der noch in der Vorwoche zu einem Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zusammengetroffen war.

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Die Pfarrer Schmeier (stehend) und Płoszek halten gemeinsam die Andacht,
links daneben: Landesvorsitzender Friedrich-Wilhelm Böld mit seiner Frau Pia, der Landesschriftführerin.

Den „alten Hasen“ fielen in diesem Jahr die vielen neuen Gesichter auf; auch daß manche langjährigen Teilnehmer ihre Ehepartner und sogar Kinder mitgebracht hatten, trug sehr zu einer familiären Atmosphäre bei. So war der jüngste „Teilnehmer“ diesmal erst ein knappes Jahr alt!

An dieser Stelle seien die nachdenklichen Gedanken eines jungen Mannes aus Franken wiedergegeben, der zum ersten Mal dabei war:

„Vier Tage straffes Kulturprogramm – ob das sich lohnt??

Ein grau in grauer Novembertag war es, als wir unsere Reise in Richtung Danzig starteten. Über die Autobahn bis Stettin, dann weiter nach Danzig, und das in 10 Stunden! In der Galeria Pepowo legten wir eine Zwischenübernachtung ein. Weiter ging es durch das verschneite Ostpreußen nach Ostero- 26 de, wo alljährlich das Jugendadventsseminar stattfindet. Manch einer freut sich darauf ein ganzes Jahr. Vier Tage strammes Programm ist angesagt, das unter anderem Tanzen und Singen beinhaltet. Abends tauschte man sich mit den Jugendlichen, die aus allen Teilen Ostpreußens kamen, aber auch aus anderen Teilen der Polnischen Republik, aus.

Adv10 2015  Adv11 2015Links: Um Mitternacht wird von den einzelnen Teilnehmern eine „Kerzenspirale“ entzündet / rechts: Jugendfeuerwehr- mann Christian löscht die Kerzen vermittels eines leeren Wasserglases – ein alter Feuerwehr- trick, in wenigen Sekunden sind die Flämmchen aus!

Der Höhepunkt war am Samstagabend eine große Feier. Dafür wurde schon mittags mit den Vorbereitungen begonnen. Es wurde unter anderem ,Süßkram’ gebacken, und verschiedene Tänze wurden einstudiert. Abends warfen sich alle in Schale, wodurch die Atmosphäre noch einmal festlicher wurde. Während der Feier gab es ein geistliches Wort, welches uns auf die kommende Adventszeit einstimmen sollte. Ein weiterer Punkt auf dem Programm war die Feuerzangenbowle. Mit Bowle und guter Stimmung feierten wir bis tief in die Nacht.

Doch hat jeder noch so tolle Abend ein Ende und es folgt der nächste Morgen. Dieser begann mit einem reichlichen Frühstück. Zu guter Letzt wurde das Ostpreußenlied gesungen, und wir alle wussten, dass dies das letzte Lied sein würde, obwohl wir alle noch gerne geblieben wären!

So schön es auch war, sind vier Tage straffes Programm Stress, wovon wir uns erst mal erholen mussten. Da wir aber schon dort waren, wo man sich perfekt entspannen konnte, war es halb so schlimm…

Zu guter letzt möchte ich noch Danke sagen. Ein großes Danke an alle die, dieses Treffen in irgend einer Form bereichert haben. Ich habe an diesem Treffen des erste mal teilgenommen. Ich bin begeistert was dort für eine Stimmung herrscht. Man versteht sich auch ohne dass man die Sprache des anderen kann.“

Christian Storath (20 Jahre)

Insgesamt kann man sagen, daß sich das Jugendadventsseminar, das von der LOW-Bayern mit organisatorischer Unterstützung des BJO durchgeführt wird, ungebrochenen Zulaufs erfreut. Hoffen wir, daß der Freistaat Bayern den Nachfahren der heimatverbliebenen Deutschen in Ost- und Westpreußen, aber auch den jungen Leuten aus anderen Nationen, weiterhin die Gelegenheit gibt, Kultur, Geschichte, Sitten und Gebräuche in dieser historisch wichtigen Region Europas kennenzulernen!

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Die vier aus Königsberg: Galina, Alina, Aneta und Roman haben gut lachen!

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Der Jüngste kann noch nicht aktiv tätig sein, aber Lea (7) „frisiert“ hingebungsvoll ihre Mutter

 

Text u. Fotos: Rainer Claaßen